Einsamkeit, das ist so ein Wort, da weiß man schon, das wird jetzt platt, was da noch kommt. Weil, das Wort an sich ja schon platt. Jemand schreibt "Einsamkeit" und tut, als sei damit alles übers Alleinsein gesagt; dabei vollkommene Leere; die reinste Trickserei, um nicht wirklich was sagen zu müssen. Denn wenn man das will, wirklich was sagen, da reicht ein Wort nicht, keine hundert reichen da, da muss man Seiten schreiben, tausende, ganze Bibliotheken an sich - haben Leute auch getan. Sie schreiben, was sie wissen, und denken an die Bibliotheken, so Wikipedia mäßig. Die Anderen schreiben eben „Einsamkeit“ und lächeln zufrieden und das wars. Was ich damit sagen will: wenn ihr das lest so ein Wort, da muss sofort !ALARMGLOCKEN AN!, und wenn ihr wirklich was übers Alleinsein lernen wollt, lest Judith Hermann – hier seid ihr falsch!

   Einsamkeit also. Einsamkeit wie verwandt mit der Dunkelheit des Universum: denn eigentlich nichts, die bloße Abwesenheit eines Anderen, und damit Grundzustand. Das Andere bei Dunkelheit eben Licht. Licht aber nun mal endlich, ob Stunden oder Jahrmilliarden, ganz egal, Licht das ist, was irgendwann erlischt. Und wenn es das tut, dann wieder Dunkelheit, vollkommen und augenblicklich, quasi in Über-Lichtgeschwindigkeit überall. Ist ja ganz logisch, die muss ja von nirgendwo kommen, kann von nirgendwo kommen, weil immer schon da, halt bisher nur verschleiert. Das merkt man dann erst, das mit dem Grundzustand, und dann gibt man dem einen Namen. Bevor das Licht erlischt also - das heißt, bevor es brennt, denn Licht wie gesagt endlich und Brennen damit unweigerlich Erlöschen -, gibt es das so gar nicht, „Dunkelheit“. Die Dunkelheit in dem Sinne eher Verlust als Abwesenheit - womit wir wieder bei der Einsamkeit wären.
Die Einsamkeit letztlich gerade deshalb wie die Dunkelheit, weil sie so richtig wirklich erst dann wird, wenn es Licht gibt. Dunkelheit ohne Licht eigentlich nichts; Dunkelheit ohne Licht nicht einmal dunkel.

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